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Allgemein

20. August 2010

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++++++++++++ A k t u e l l e Sendung ++++++++++++

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20.7.2011

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++++++++++++ A k t u e l l e L e s u n g ++++++++++++

6. Juni 2011, Berlin, Volksbühne, Grüner Salon, 20 Uhr. »Subs« - Die neuen Sklaven sind da. Es lesen Thor Kunkel und Nathalia Wörner.

++++++++++++ A k t u e l l e L e s u n g ++++++++++++

Willkommen.

Thor Kunkel, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist Schriftsteller, Regisseur und Kommunikationswissenschaftler.

Nach seinem Studium in Frankfurt und den USA arbeitete Kunkel viele Jahre in London und Amsterdam, unter anderem für die entwicklungspolitische Organisation CORDAID, die Stiftung SIRE (Stichting Ideële Reclame) und die britische Gesellschaft SANE. Seine Kampagne für die Hilfsorganisation Mensen in Nood schaffte es auf die Titelseite der holländischen Tageszeitungen (siehe Engagement).

Für sein schriftstellerisches Werk erhielt Kunkel zahlreiche Preise und Stipendien. Mit »Endstufe«, einem Porträt der morbiden NS-Gesellschaft gelang Kunkel 2004 der Sprung auf die Bestsellerlisten. Auch Übersetzungen blieben nicht aus.

Kunkels Werk, aufgeladen mit den Einsichten und Zweifeln der Post-Moderne, lädt dazu ein, sich sensibilisiert der Gegenwart auszusetzen – den Gefährdungen, die sie aushöhlen, den Vorräten an Hoffnungsmöglichkeiten, die in ihr zu finden sind – und einer zukünftigen Gesellschaft der Menschheit, die er in seinen Romanen untersucht.

»Kunkels Romane besitzen die Faszination eines sarkastischen Kritikers und nachtschwarzen Stilisten, sie sind weder philosophisch noch naturwissenschaftlich, sondern einfach universell, die Prosaform nur ein Mittel, dem Leser das Mitdenken nicht zu erschweren, ja, ihn zur Belohnung mit dem absonderlichsten Welttheater zu unterhalten. Es ist der Geist von Celine, Benn und Swift, der hier funkelt.”(Berliner Literaturkritik, 2006)

Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen »Das Schwarzlicht-Terrarium«, 2000, »Ein Brief an Hanny Porter«, 2001, »Endstufe«, 2004, »Kuhls Kosmos«, »Schaumschwester«, 2010.
Fragen und Fakten zu Thor Kunkels Aktivitäten finden Sie auf dieser Website.
For our english and american friends

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Presse (Kurzübersicht)

Die Sueddeutsche lobte Thor Kunkels Roman Schaumschwester am 20.8. 2010 in einer gründlichen und sehr eingehenden Rezension.

Kunkels neuer Roman “Schaumschwester” war gerade Buch der Woche beim WDR. Am 26.7. 2010 legte der WDR noch mal in »Passagen« nach: (zu hören auf podcast.de)

Die taz vom 7.8.2010 lobt Kunkels “Schaumschwester” als “eine ausgewogene Kombination” und zitiert sogar schöne Sätze wie “Das Leben als Phänomen ist ohnehin weit überschätzt.”.

22.7.2010: Im Rezensionsforum »literaturkritik.de« bespricht Martin Spieß Kunkels neuen Roman: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=14625&ausgabe=201008

In Volltext 3/2010 vom14.6.2010 rezensiert Sebastian Fasthuber Kunkels Roman unter dem Titel “Sackgasse des organischen Lebens”. Fazit: “Leicht hat es der Mann wirklich nicht.” Und so ist es.

Wesentlich positiver sieht Wilhelm Hindemith Kunkels “Schaumschwester” in der Badischen Zeitung vom 30.6. Titel “Die Abschaffung des Menschen”. Den kompletten Text finden Sie hier: http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/kultur/die-abschaffung-des-menschen

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09.04.2010

Der Trailer zum Buch

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Agentur: Monochrom /Berlin • Programming: Harald Weist (Monochrom) • Musik: Mike Vamp/Audiopark Studios • Directed and written by : Thor Kunkel

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Allgemein

20. Mai 2010


Column du jour

19. September 2007

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Obsequium amicus, veritas odium parit.

Willfährigkeit macht Freunde, Wahrheit schafft Hass. – TERENZ

An dieser Stelle finden Sie regelmäßig einen unnatürlich natürlichen Internet-Kommentar von Thor Kunkel. Längere Texte werden Ihnen als pdf -download oder per Link angeboten. (rbi)

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Das Zeitalter der “Ersätze”

Thor Kunkel über Helene Hegemanns Methode einen anderen Autoren auszuschlachten und damit reich und berühmt zu werden

Sätze war gestern, Ersätze ist heute: Wenn es der Kritik von nun an genügt, dass ein Autor nicht mehr selbst schreibt, wenn es ausreicht, dass sie - wir sprechen natürlich von Hegemann - sich nur ein mediales Netzwerk (”connections”) erschleichen muß um erfolgreich zu publizieren, und wenn sie dann einfach fremde Texte zusammenklaubt und diese als eigene, originäre Schöpfung ausgibt, dann ist endlich das Zeitalter der Ersätze gekommen. Was dem authentischen Autor versagt bleibt, die Anerkennung seiner schöpferischen Leistung durch die feuilletonistischen und kulturellen Lizenzträger, fällt der Larve, der geschäftstüchtigen Nachahmerin in den Schoss. Sie, die im Grunde Nichtssagende, und nicht Airen, der von ihr bestohlene Autor, wurde zum Preis der Leipziger Buchmesse 2010 nominiert. Die affirmative Reaktion der Kritiker auf die Entlarvung des Fräulein-Wunders der Literatur lässt auf ein bislang ungeahntes Ausmaß an Skandalfähigkeit schließen. Liest man Axolotl Roadkill und vergisst einmal die unzähligen, aus ’Strobo’ abgekupferten Stellen, dann bleiben nur die Ego-Blähungen einer Achtzehnjährigen übrig, die offenbar unter Schreibunfähigkeit leidet und seit Jahren zu Unrecht vom Feuilleton gehypt wird. Schlimmer noch, das Schuldabweisungsvokabular, das Hegemann benutzt um ihr Plagiat schönzureden: “Da wird eine jahrhundertealte Debatte auf meinem Rücken ausgetragen, schnodderte sie der taz, am 12.2. gegenüber. ”Wenn WIR so anfangen, können WIR den ganzen Literaturbetrieb gleich dichtmachen.” Sie zählt sich also schon selbstsicher dazu, obwohl sie nichts geleistet hat, nichts geschrieben oder veröffentlicht hat, was ihr eine Berechtigung dazu gäbe. Diese Chuzpe muß man erst einmal haben, doch das macht den Hegemann-Roman leider nicht besser. Das Hauptproblem, Hegemann kann nicht schreiben. Sie ist eine Meisterin der Verwurstung. Spuren einer eigenständigen Leistung? Ja, vielleicht eine: Wenn schon andere einst gehypte und inzwischen vergessene Eintagsfliegen wie Wolfgang Herrndorf oder Tanja Dückers bestenfalls ein Fußgängerdeutsch schrieben, dann promotet Hegemann mit ihrer Abschreibarbeit Pidgin German als die Sprache der Zukunft. Dass es nicht ihre eigene Sprache ist - Hegemann ist bekanntlich das Kind linker Bildungsbürger, sie wurde sozusagen auf der Sonnenseite des Lebens geboren - scheint dabei nicht wichtig zu sein. Auch daß sie Mädchen wie Mifti, die Heldin ihres Romans, persönlich gar nicht kennt, ist nicht von Bedeutung. Die breite Masse hat sich längst so sehr an Ersatz gewöhnt, dass sie nun auch mit ”Ersätzen” - also Sätzen aus zweiter Hand - Vorlieb nehmen wird.
Wer das Authentische sucht, das Lebendige, Fetzige, Neue, der lese besser gleich das Original ‘Strobo’ von Airen, erschienen im SuKultur-Verlag.
Fazit: Die international völlig irrelevante deutsche Literatur hat sich endlich als das entlarvt, was sie ist - tumbester Fake. Möge Hegemann den Preis der Buchmesse Leipzig gewinnen, sie hat ihn redlich verdient. Das Hörbuch soll übrigens noch “besser” sein als der Roman!

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Thor Kunkel über Deutschands Anal-Literatin Charlotte Roche:

Wer den Roman „Truismes” von Marie Darrieussecqs (zu deutsch «Schweinerei», Fischer, 1998) gelesen hat, wird im Geschreibsel der Viva-Moderatorin Roche einen müden Remix derselben Thematik entdecken. Selbst der Stil ist abgekupfert. Da die deutsche Literaturkritik aber von Gartenzwergen beackert wird, hat es wieder mal kein Aas bemerkt. Wer zum Teufel ist Marie Darrieussecqs?

Roches dünnes Büchlein ist leider Beschiss, aber die Lesung im Tivoli (Hamburg) war schon bemerkenswert. Das sprachliche Niveau der Veranstaltung entsprach etwa dem der RTL-Sendung “Explosiv”(sehr unterhaltsam also). Daß Dumont diesen Dünnmarsch seinen Lesern als “radikale Literatur” verkauft hat, grenzt an Abzocke, aber sei’s drum.

Es hieß auch Charlotte Roche würde in Zukunft einen neuen Sendeplatz bekommen: »Die Sendung mit der Muschi.« Wahrscheinlich stimmt das sogar.Mehr gibt es zu diesem Buch nicht zu sagen. Kürzester Kommentar aller Zeiten, danke Charlotte!

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Thor Kunkel über die FAZ-Marketing-Maschinerie hinter Jonathan Littells SS-Remix „Die Wohlgesinnten“

Es ist der 28. Februar 2008. Jonathan Littell liest in Berlin. Das Berliner Ensemble ist bis auf den letzten Stuhl ausverkauft. Über dem Schiffbauerdamm leuchtet ein fünf Meter hohes Transparent in die Nacht – LESUNG in blutroten, fast mannshohen Lettern.
Es ist eine elitäre Veranstaltung, zumindest ist sie so inszeniert und es ist auffallend wie viele Feuilletonisten der FAZ angereist sind.
20 Uhr: Der Schauspieler Christian Berkel betritt mit Augurenmine die Bühne:
„Ihr Menschenbrüder“, schleudert er seinem Publikum entgegen, „laßt mich euch erzählen wie es gewesen ist…“ Es geht um Durchfall, Verstopfung und eine Spitzenwarenfabrik in Paris, die Littells Protagonist Max Aue, der ehemalige SS-Offizier, leitet.
Zwanzig Minuten später erscheinen Daniel Cohn-Bendit und Jonathan Littell:
Die Plauderei (mehr ist es tatsächlich nicht) wird auf Französisch geführt, der Berlin Verlag hat für elektronische Übersetzungshilfen gesorgt. Littell zündet sich zum Auftakt einen Zigarillo an und trinkt Whiskey. Im Unterschied zu Cohn-Bendit, der auf seinem Sitz kauert, als ob er Bauchschmerzen hätte, zappelt er ununterbrochen herum: Wilde, beschwörende Gesten, – „Millionen bissen ins Gras“ –, hier Millionen, da Millionen, der französische Übersetzer kommt kaum noch nach. Littell macht den Eindruck eines frisch geschlüpften Kükens, das lange Zeit in ganz schlimmen Büchern für Erwachsene geblättert hat, und jetzt mit diesem Ausdruck von ernster Entrüstung auf dem Gesicht, seinem Papa erzählt, wie ungerecht es doch auf der Welt zugeht.
Im Parkett rumort es, vor allem die älteren Leute scheinen peinlich berührt, wie dreist hier einer mit Lesefrüchten und Plattitüden über den Holocaust wuchert, wobei er mehrfach historische Sachverhalte durcheinander bringt und sich dann wie ein ertappter Sünder sprachlich verhaspelt. Cohn-Bendit merkt, daß es schief läuft und ruft plötzlich und ohne erkennbaren Zusammenhang mit dem, was gerade Littell gesagt hat: „Ich bin Jude und du bist Jude, also wie siehst du das?“ Es wäre die Steilvorlage gewesen, das, worauf ein nicht unbeträchtlicher Teil des Publikums wartet, doch Littell verschränkt nur die Arme, nickt: „Na und?“
Den zweiten Teil der Lesung, der auf Aues Begegnung mit Hitler hinausläuft, warten viele Zuhörer nicht mehr ab. Ganze Stuhlreihen wandern ab, Berkel, der Vorleser hebt ein paar mal sichtlich irritiert den Kopf, doch er liest diesen Schwanengesang weiter, der immer krächzender wird und nur noch dünnen Beifall erntet.
Berlin ist enttäuscht. Man sieht es an den Gesichtern. Manche haben sich vielleicht wirklich einen genialen Ansatz von Vergangenheitsbewältigung versprochen. Draußen im Foyer, schildert mir ein älterer Mann, der extra aus Warschau angereist ist, seine Gedanken: „Was weiß denn dieser Herr Littell wie es war Millionen zu töten? Wie alt ist der eigentlich?“

Wohlversonnen, so zerronnen?

Nichts ist leichter, als frühere Ereignisse von der Warte überlegener Gegenwartskenntnisse aus zu verdammen, nichts ist leichter als die Schuld auf die Besiegten zu wälzen. Unter dieser Prämisse gelingt dem 39jährigen Jonathan Littell tatsächlich eine ungewohnt eigene Sicht auf die Schutzstaffel Hitlers – kurz SS - die in allen mir bekannten Unterhaltungsformaten bislang nur als „das Böse schlechthin“ portraitiert wurde. „Die Wohlwollenden“ - fiktive Biografie des schwulen, kultivierten und psychisch gestörten SS-Offiziers Max Aue – vermeidet konsequent jede besserwisserische und moralische Lektion, sondern führt den Leser direkt ins Herz der Finsternis, das 1941 in dem halbwegs eroberten, östlichen „Lebensraum“ pocht. Wie Infusionstierchen einer todbringenden Seuche sickern Aues Kameraden ins Land. Eine Massenerschießung folgt der nächsten, es läuft meistens glatt und wie mit Blut und Angstschweiß geschmiert. Die Gespräche sind dagegen oft langatmig-wirr. Man glaubt müden Steuerfahndern zu lauschen, die statt Akten Leichenberge „unterpflügen“ wollen um endlich Ruhe vor den schmutzigen Geschäften des Lebens zu haben. Nüchtern betrachtet begleiten wir in Littells Protagonisten einen gefühlskalten, hosenscheißenden Mörder, der Frauen und Kinder lässig erschießt, doch sich vor den anrückenden Russen feige versteckt. Er ist ein Anti-Held und entspricht somit dem Klischee eines SS-Offiziers bis ins kleinste Detail. Das Identifikationspotential für den Leser ist unter Null, eine Entwicklung von Aues Persönlichkeit ist nicht festzustellen, er gibt vor das Absolute zu suchen, will „alles sehen“ wie es einmal heißt, und zieht nach dieser Ansage mit der Munterkeit eines Katastrophentouristen drauf los.
So schnörkellos geschrieben wie ein aus dem Ruder gelaufener „Landser“-Heftroman und mit Lesefrüchten aus der vorsokratischen Philosophie angedickt, schildert uns der fast 1400 Seiten lange Wälzer die grauenhaften Geschäftsreisen des ästhetisch veranlagten Schwulitäters kreuz und quer durch Polen, die Ukraine, von Lutzk über Kiev nach Stalingrad und wieder zurück in das zerbombte Berlin, wo er seinen sichtlich zerfallenen Führer mit einem Nasenbiss verabschiedet, eine Szene von so geheuerer Tragweite, daß der französische Verleger sie nicht abdrucken wollte! In der deutschen Übersetzung ist sie – Hitlers Nase - wieder enthalten und darauf ist der Berlin-Verlag richtig stolz.

Der Rest ist schnell erzählt: Den Leser erwartet ein De Sade’sches Grand Guignol, eine brachiale Materialschlacht des Fleisches vor dem Hintergrund der Judenverfolgung. Nur das falsche Sentiment und die übliche Selbstkasteiung der klassischen deutschen Holocaust-Literatur bleiben einem erspart. Der Täter bereut nichts, ja, er unterstellt seinen Leser „wie er“ zu sein. Und das war’s. Es ist wirklich und wahrhaftig die Essenz des Romans, der von der FAZ seit fast anderthalb Jahren als Jahrhundertwerk vorverkauft wird. Selten wurde um irgendein Buch soviel Tamtam und Aufsehen gemacht und selten war es so fühlbar, daß hier Wasser für Wein verkauft werden soll.

Getäuschte Öffentlichkeit

Aberwitziger noch als dieses Theater ist nur die Diskrepanz zwischen der Darstellung des Romans in den Medien und dem eigentlichen Text. – Ist es wirklich dasselbe Buch – das Jahrhundertwerk, von der die FAZ seit Monaten quakt? Es wird offiziell als Debütroman bezeichnet, obwohl es gar kein Debütroman ist. Nicht nur, daß die zahlreichen in der Originalausgabe enthaltenen und inzwischen bereinigten Sachfehler von der Presse vertuscht wurden, nein, der Roman scheint geradezu von Wohlgesinnten umgeben zu sein. Als Pate biederte sich schon frühzeitig der FAZ-Verleger Frank Schirrmacher an. Er dirigiert den Hype um Littells Roman mittels einer nach Dialog-Marketing riechenden Website, auf der täglich hunderte Ihren Senf abgeben dürfen und dadurch ungewollt Teil des Vorverkaufs werden. Es ist die Simulation einer Debatte, die in Deutschland niemand mehr braucht und die auch nie in Wirklichkeit stattfinden wird. Auch der Vorabdruck selektierter Passagen in der FAZ (zweifellos um das genasführte Stimmvieh für die Bestsellerliste aufzubringen) stilisierten den ehemaligen Science-Fiction-Autor Littell („Bad Voltage“) geschickt zum Wunderkind der Saison, obwohl es bei weitem nicht neu ist aus der „Täterperspektive“ zu schreiben. Robert Merles berühmter Roman von 1952 La mort est mon metier, die doku-fiktive Lebensgeschichte des KZ-Kommandanten Höß, scheint heute ebenso vergessen zu sein wie Jorge Louis Borges’ Erzählung Deutsches Requiem. Der brauchte nur etwa 2300 Wörter um den Punkt zu machen, den Littell auf fast 1400 Seiten nicht findet.
Beide literarischen Vorläufer wurden bislang von keinem Rezensenten erwähnt, – wissen sie es nicht oder wollen sie es nicht wissen? Daß es nicht überall mit rechten Dingen zugeht, beweist zumindest das plötzliche Umschwenken Tilman Krauses (DIE WELT), der 2006 den Roman noch als „Nazi-Kitsch“ titulierte und sich jetzt nicht scheut Littells bescheidene Schreibe mit der von Georg Bateille und Jean Genet zu vergleichen. Wie opportun kann einer sein?
In Frankreich wurde der Roman übrigens – entgegen der astronomischen Verkaufszahl von geschätzten 800 000 Exemplaren – von der Kritik heftigst zerrissen. Und in Spanien – wo der Roman 2007 erschien – wurde die Schwarte zum Flop. Auch hierüber wird in Deutschland geschwiegen.

Sicher, Littell schreibt mit dem Enthusiasmus des inspirierten Dilettanten und das Lesen seines Romans mag kurzweilig sein, doch einen Erkenntnisgewinn gibt es nicht. Und je weiter die Handlung voranschreitet umso banaler wird das ganze Ge-Aue: Man glaubt das Drehbuch zu einem Sequel von Don Edmonds »Ilsa -– She-Wolf of the SS« zu lesen. Auch Lee Thompsons kaum bekannter Streifen »The passage« (mit Malcom McDowell) dürfte dem Autor bekannt sein, ganz zu schweigen von seinen offensichtlichen Anleihen bei Passolinis „Salo“, der den Folterreigen italienischer Faschisten schon 1975 genüßlich zelebrierte. Lose eingestreute biografische Details aus Aues Biografie, die unglückliche Liebe zur Schwester, der Mutter- und Vatermord, bilden die gelegentlichen inneren Fluchten aus der ansonsten monoton voranschreitenden Handlung, doch auch diesen Momentaufnahmen fehlt es an Tiefe, sie wirken wie abgepaust, oder wie von Steven Spielberg auf pure Effekt- und Mitleidshascherei stilisiert. Aue bleibt diffus und vielleicht ist es genau das, was uns in der Gestalt dieses hassenswerten Protagonisten begegnet - ein konservierter Fetzen des Nebels, den Milan Kundera einmal mit folgenden Worten beschwor: „Die Menschheit schreitet auf ihrem Weg durch einen dichten Nebel voran: Blickt man zurück auf die Vergangenheit, dann ist dieser Nebel verschwunden, man sieht nur die Fehler, die Fehltritte, die gemacht wurden, den Nebel sieht man nicht mehr.“ Doch um diesen Nebel zu beschreiben, muß ein Autor seine imaginierenden Leser nicht über epische Längen zukacken!

Kakophonie ohne Ende

Littells schrille Stimme mag nicht alltäglich sein, aber selbst das Etikett„Prix Concourt“, kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß er in natura ein Fußgängerfranzösisch schreibt, das vom wohlmeinenden deutschen Verlag auf die Zähigkeit einer Schuhsohle dehydriert wurde. Was die Wandlungsfähigkeit seiner Sprache betrifft, so hat man – synchron zur inhaltlichen Bandbreite – nach den ersten 200 Seiten bereits alle Vielfalt gehört und keinen Wunsch mehr weiter zu lesen. Der Klang stumpft von Seite zu Seite ab, ein symphonischer Roman sieht anders aus, vor allem langweilt er seine Leser nicht über volle siebzig, achtzig Seiten, in denen de facto nichts weiter passiert, als das neue Leichen anfallen und Aue „kalt und präzise“ über seine Darmkoliken halluziniert.
„Ich wurde von einem heftigen Stuhlgang gepackt und lief auf die Toilette, die Scheiße quoll dickflüssig heraus, ein ununterbrochener Strom, der die Schüssel rasch füllte, er stieg, während ich unablässig weiter schiss, die Scheiße berührte bereits die Unterseite meiner Schenkel, bedeckte Hintern und Sack, aber mein Darm entleerte sich unablässig weiter.“
Man braucht wahrscheinlich bestimmte Veranlagungen um diesem Text ästhetischen Genuss abgewinnen zu können. Selten gelingt Littell einmal ein halbwegs poetisches Bild: „Fieberhaft knöpfte ich meine Hose auf und hockte mich hin; doch anstelle von Scheiße quollen Bienen, Spinnen und Skorpione aus meinem After hervor. “
Auch die Ersatzbefriedigung an einer jungen Frau, kommt nicht ganz ohne Brauntupfer aus: „Als ich sie unter meinen würgenden Händen kommen und pissen sah, sah ich die erhängten Frauen von Charkow, die sich, während sie erstickten, über den Passanten entleerten…“
Zu Littells Ehrenrettung muß man betonen, daß er sein heimliches Thema bis zum Schlussakkord durchhält: „ Den zu Skeletten abgemagerten Häftlingen, die sich bei der Evakuierung von Auschwitz unter ihre Decken duckten, klebte auch Scheiße an den Beinen, Beine, die wie Streichhölzer aussehen.“ Und das sind nur wenige von hunderten Sch**ßstellen, die es gibt. Wer sich nicht vorstellen kann, das es möglich ist die Themenkreise Fäkalienschlacht, Judenjagen und Homo-Erotik abwechselnd über eintausend Seiten auszubreiten, der wird von diesem Roman eines Schlimmeren belehrt werden. Vom anfänglichen Nervenkitzel bleibt nach diesem Tort nicht viel übrig. Der Leser stumpft ab und freut sich fast schon auf die nächste standrechtliche Erschießung, nur um nicht lesen zu müssen wie sich SS-Mann Aue die Hoden rasiert, seine Kumpels bei einer Doppel-Penetration überrascht oder einem gehängten Juden, bei der letzten Ejakulation zusieht. Man muß literarisch schon verdammt unterbelichtet sein, um sich diesen Quatsch von der Frankfurter Schirrmacher-Maschine als den großen Wurf verkaufen zu lassen!

Das ausgeblendete Grauen

Erwartungsgemäß bricht der Roman da ab, wo die Deutschen endlich dran sind reihenweise ins Gras zu beißen. Von der langen und nachhaltigen Rache der Sieger findet sich fast nichts in Max Aues ansonsten so peinlich genauen Annalen. Immerhin, nach der Kapitulation verloren noch mehrere Millionen deutscher Zivilisten ihr Leben. Völkerrecht, Haager Konvention, Menschenrechte? Nie gehört. Rechtlos, zu Freiwild abgestempelt, begann das große Spießrutenlaufen der Deutschen, Italiener und Österreicher. Demütigungen, Mißhandlungen aller Art, Vergewaltigung, Folter und Totschlag, massenhafte Ermordung gefangener Soldaten und Zivilpersonen waren noch viele Jahre lang an der Tagesordnung. Warum weiß Aue, der Connaisseur der Gewalt-Pornografie, der kleine Enkel des Marquis de Sade, davon nichts? Warum werden diese Orgien der Gewalt, wie sie die Sieger in allen gefallenen Städten des III. Reiches feierten, nur sporadisch erwähnt? Könnte es daher kommen, daß Littell selbst osteuropäischer Herkunft ist, sein Schuld- und Schmerzgefühl nicht ganz so stark ausgeprägt ist, wenn es um die anderen geht?
Sein Held entkommt jedenfalls rechtzeitig und ungeschoren nach Frankreich, wo er das Leben eines Fabrikanten von Spitzenware beginnt. Und hier schließt sich der Kreis. Alles ist wieder gut. Die meterhohen Schichttorten aus den Gebeinen unterschiedlichster Völker sind verschwunden, nur Aues Dünnmarsch ist einer bürgerlichen Dauer-Verstopfung gewichen, man wünscht diesem Rosa von Braunschwein fast den „sitzenden Tod“. Zurecht fragt sich die Kritikerin Iris Radisch in der ZEIT warum man diese Memoiren „eines schlecht schreibenden, von sexuellen Perversionen gebeutelten, (…)Idioten“ überhaupt lesen sollte.
Die Antwort ist – zumindest für das philosemitische Establishment und seinen bieder gesinnten Feuilleton-Schreibern – recht einfach : Der grelle Ton macht Littells Roman zu einem wichtigen Baustein im Kollektivschuld-Zirkus der Deutschen. Hier schafft ein grüner Junge fast linkshändig die Transkription des Holocausts in die zeitgemäße Vulgär-Ästhetik der jungen Generation.
Der abstrakte, industrielle Prozess der Vergasung (Unterhaltungswert Null) wird zum Killerspiel auf der literarischen Playstation, zum Splatter-Comic-Buch für die ganz „Coolen“. Auch sie dürfen niemals vergessen. Und deshalb – und nur deshalb – muß dieser Roman den Deutschen als Erfolg verkauft werden.
Bedauerlich, daß durch die Typologisierung Aues als Archetyp des SS-Manns ein weiterer Keil zwischen die „Spätgeborenen“ und ihre Urgroßväter getrieben wird: Den Terminator zu spielen ist eine Sache, in ihm einen Menschen zu sehen ist unmöglich.

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